"hat keiner mehr danach gefragt!"

… sagte mir mein Chef von der Redaktion Kinder-, Jugend- und Tanzmusik (KJTM), die das Musikprogramm von DT 64 zu bestücken hatte. Mich erinnerte dieser Dialog an den schönen alten Witz über das Fehlen von Aal in Fischläden der DDR. Niemand fragte danach, also gab es keinen. Die Rolling Stones waren immer mal wieder in Ungnade gefallen. Zum ersten Mal 1965, als die Waldbühne zerdroschen wurde. Irgendeinen Grund gab es immer, um allgemein zugängliche Tonbänder aus dem Schallarchiv verschwinden zu lassen. Sie landeten vorübergehend im Giftschrank oder wurden entmagnetisiert. Das traf nicht nur die Stones, sondern auch Biermann, Lindenberg und alle flüchtigen oder ausgereisten Musiker. Weil 1978 mal wieder danach gefragt wurde, setzte die oberste Riege des Rundfunks der DDR an der Nalepastraße das Problem Rolling Stones auf die Tagesordnung. Komischerweise konnte sich niemand erinnern, wann und warum die Stones in den frühen Siebzigern auf dem Index gelandet waren. Beschluss: ganz langsam beginnen, ab und zu ein Titel im Nachmittagsprogramm (ohne Anmod), dann vielleicht ein ideologisch kluger Beitrag am Abend und später, wenn man sich der Normalität genähert zu haben glaubte, das große Angebot zum Mitschneiden in der beliebten Sendereihe DUETT – MUSIK FÜR DEN RECORDER. Fast zwei Stunden Rolling Stones. Die Reaktion der Hörer war überwältigend.

  STARTSEITE —   LESEN STECKBRIEF IMPRESSUM